Übelkeit und häufiges Erbrechen sind in vielen Fällen Begleitumstände der ersten Schwangerschaftsmonate. Es kommt also verstärkt die aggressive Magensäure mit dem Zahnschmelz in Kontakt. Dies verstärkt das ohne hin schon sehr saure Millieu in der Mundhöhle und kann ohne geeignete Gegenmaßnahmen den Zahnschmelz schädigen und nachhaltig zu Karies führen.
Bei schon vorgeschädigten Zähnen kann dies im Laufe der Schwangerschaft zu schwerwiegenden Defekten bis hin zum Zahnverlust führen. Aber was tun, wenn schon der Gedanke an die Zahnbürste Übelkeit verursacht? Jede Frau muß selbst ausprobieren, was sie gerade noch ertragen kann. Für manche ist der eigene Finger, der Zahnpasta auf die Zähne verteilt und das Zahnfleisch damit massiert, gerade noch erträglich. Bei anderen reicht es aus, wenn statt der normalen Zahnbürste eine Kinderzahnbürste verwendet wird.
In keinem Fall sollte man nach dem Erbrechen direkt mit der Zahnbürste die Zähne putzen, um den unliebsamen Geschmack los zu werden. Hier erfüllt eine Mundspüllösung ihren Zweck. Denn der unmittelbar durch die Magensäure angegriffene und aufgeweichte Zahnschmelz würde durch die Reinigungsbewegung nur noch mehr gereizt. Bevor man die Zähne putzt, sollte man 10 Minuten warten.
Als guter Tipp hat sich bewährt, die Zahnputzgewohnheiten zu ändern und nicht mehr morgens auf nüchternen Magen Zähne zu putzen. Das erste Zähneputzen erst nach dem Frühstück hilft, den Brechreiz zu reduzieren. Wer keine Zahnpasta mehr verträgt, sollte notfalls eben ohne die Zähne putzen und dann im Anschluss Mundspüllösungen benutzen.
Hier bieten sich vor allem fluoridhaltige Mundspüllösungen an. Bewährt hat sich auch die Einnahme spezieller Zinkpräparate gegen den Brechreiz. Frauen, die unter lästigen Zahnfleischbluten leiden, sollten übrigens nicht auf das regelmäßigen Zähneputzen verzichten. Hier ist es besonders wichtig, dass die Zahnfleischränder massiert und so die Einlagerung von Bakterien verhindert wird. Auch wenn es durch das Putzen verstärkt blutet, soll der Reinigungsvorgang fortgesetzt werden. Unter Umständen kann eine weichere Bürste verwendet werden. Für die Zahnzwischenräume kann selbstverständlich auch weiterhin Zahnseide genutzt werden.
In der Schwangerschaft isst die Frau für zwei. Gerade in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten wird die werdende Mutter von Heißhungerattacken geplagt. Häufig ist es gerade, die Lust auf etwas Süßes oder etwas Saures, die dann gestillt werden muss. Aber gerade hier sollte man aufpassen. Der ohnehin schon aufgrund der Hormonumstellung mit mehr Säure ausgestattete Speichel wird durch süße oder saure Speisen in seinem Säuregehalt noch weiter verstärkt. Der Zahnschmelz kann diesen Säureangriffen dann nicht mehr Stand halten und nimmt Schaden. Diese trifft umso mehr zu, wenn schon Vorschädigungen vorhanden sind. Schwangere sollten deshalb, so schwer es auch fällt, Süßes und Saures meiden. Stattdessen empfiehlt sich eine vitaminreiche Ernährung mit vielen Ballast- und Mineralstoffen. Eventuelle Zusatz- und Ergänzungspräparate sollten aber nur nach Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt eingenommen werden. Eine zahngesunde Ernährung ist während der Schwangerschaft besonders wichtig!
Wie sieht es eigentlich mit der Zahnarztbehandlung in der Schwangerschaft aus? Was muss der Zahnarzt beachten? Allgemein gilt, notwendige Zahnbehandlungen sollen selbstverständlich auch während der Schwangerschaft durchgeführt werden. Nach Möglichkeit sollte der Zahnarzt aber auf größere Behandlungen und Operationen verzichten, beziehungsweise diese nur im Notfall vornehmen. Die Beseitigung von Amalgamfüllungen (Amalgam-Sanierung) darf während der Schwangerschaft nicht vorgenommen werden. Überhaupt sollte der Zahnarzt auch auf den Einsatz von Amalgamfüllungen verzichten und stattdessen Kunststoff oder ein Langzeitprovisorium verwenden. Bei Röntgenaufnahmen muss unbedingt eine Bleischürze verwendet werden. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten soll darauf gänzlich verzichtet werden. Bei Bedarf ist auch eine Lokalanästhesie möglich. Auch Antibiotika können falls notwendig gegeben werden. Hier sollte aber wegen möglicher Nebenwirkungen mit dem behandelnden Gynäkologen Kontakt aufgenommen werden. Auch auf das Bleaching sollte die Schwangere verzichten. Beim Aufhellen der Zähne durch Bleichen kommt es immer wieder vor, dass auch etwas Bleichmittel verschluckt wird. Die Auswirkungen der Aufnahme des Bleichmittels auf das ungeborene Leben sind noch nicht hinreichend untersucht.
Ganz besonders heikel sind Zahnarztbehandlungen im letzten Schwangerschaftsdrittel. Die vergrößerte Gebärmutter kann insbesondere in der liegenden Position größere Blutgefäße im Bauchraum abdrücken. Das führt dann zu Schwindelgefühlen bis hin zur Ohnmacht der Schwangeren. Außerdem kann die Blutversorgung der Placenta negativ beeinflusst werden. Es empfiehlt sich deshalb eine Behandlung in sitzender Position.
Letzte Aktualisierung am 01.10.2009.