Die Multibandtechnik ist eine Behandlungsmethode der Kieferorthopädie, die es möglich macht, Kieferfehlstellungen zu korrigieren. Weitere Bezeichnungen für die Multibandtechnik sind „Multibrackets“ „Brackets“ oder auch „feste Zahnspange“ (die Multibrackets werden im Mund für die Gesamtdauer der Behandlung belassen).
Bei der Multibandtechnik werden kleine Halteplättchen, so genannte Brackets, auf die Zähne geklebt und mit Spanndraht verbunden, damit eine Zahnfehlstellung im Laufe der Zeit ausgeglichen wird. Die Multibandtechnik findet vor allem bei Jugendlichen Anwendung, kann aber genauso gut auch bei verschobenen Zähnen im Erwachsenenalter eingesetzt werden.
Fehlstellungen der Zähne können durch genetische Veranlagung, falsche Belastung oder durch Krankheiten wie Parodontitis bedingt sein. Das Gebiss kann zu große Lücken oder umgekehrt einen Engstand aufweisen, Zähne können schief im Kiefer sitzen oder es liegt ein nicht normaler Zusammenbiss vor wie beim Überbiss, Unterbiss oder Kreuzbiss.
Eine Korrektur all dieser Fehlstellungen, die meist durch Multibandtechnik erfolgt, empfiehlt sich nicht nur aus ästhetischer, sondern auch aus funktioneller Sicht.
Die Brackets werden bei der Multibandtechnik mit einem Spezialklebstoff auf den jeweiligen Zähnen befestigt. Zuvor müssen die Zähne gründlich gereinigt werden, was in der Regel durch eine professionelle Zahnreinigung erfolgt. Eine Betäubung ist normalerweise bei der Multibandtechnik nicht notwendig. Wenn die Halterungen für die Multibandtechnik fest sitzen, kann ein Draht von Bracket zu Bracket gezogen werden. Befestigt wird dieser Draht an den Brackets mittels weiterer Drähte oder auch Gummis, die es, gerade für die jungen Patienten, auch in verschiedenen Farben gibt. Bei der Behandlung durch Multibandtechnik wird der Draht nun in der gewünschten Richtung und Stärke gespannt.
Das Spannen wird über Monate und Jahre nach und nach immer weiter vorgenommen, um keine zu starke Belastung durch die Multibandtechnik auf die Zähne einwirken zu lassen. Zwischen jedem Anspannvorgang liegen normalerweise etwa vier Wochen. Auf jeden Zahn kann durch die Multibandtechnik einzeln in der erforderlichen Richtung ein Zug ausgeübt werden. Bei der Multibandtechnik ist eine Zahnbewegung in allen drei Raumdimensionen möglich.
Die Behandlung mit Multibandtechnik ist abgeschlossen, sobald die gewünschten Zahnpositionen erreicht worden, bzw. die vorhandenen Fehlstellungen korrigiert sind. Der Vorgang kann bei weniger umfangreichen Verschiebungen ein halbes Jahr dauern, bei größerem Ausmaß bis zu zwei Jahren.
Wenn ein gutes Ergebnis erzielt ist, dann können die Multibandtechnik-Brackets meist problemlos wieder entfernt werden. Die Zähne werden dadurch im Normalfall nicht geschädigt. Nach Herausnehmen bekommen die Zähne noch eine Fluoridierung, um sie zusätzlich zu stabilisieren.
Bei der Multibandtechnik können verschiedene Materialien für Brackets und Spannzug verwendet werden. Standard für die Multibandtechnik sind Brackets, Spanndraht und Befestigungsdrähte aus Edelstahl. Um eine bessere Ästhetik in der Zeit, in der die feste Zahnspange getragen wird, zu erreichen, können bei der Multibandtechnik auch Brackets aus Keramik sowie aus durchsichtigem oder zahnfarbenem Kunststoff verwendet werden, die Spannzugfarbe wird dann meist ebenfalls aus unauffälligem Material gewählt, damit die Zahnspange nur noch aus nächster Nähe bemerkt wird. Multibrackets aus diesen Materialien sind allerdings etwas teurer als solche aus Metall.
In manchen speziellen Fällen von Fehlstellungen muss für ein gutes Ergebnis zeitweise der Multibandtechnik ein Außengestell oder Headgear getragen werden, das an bestimmten Brackets vorübergehend festgemacht wird.
Meist wird nach dem Entfernen der Multibrackets noch eine Zeit lang, manchmal auch dauerhaft, eine herausnehmbare Zahnspange getragen oder auch ein so genannter Retainer, eine fixierende Struktur, die auf die Innenseite der Zähne geklebt wird.
Der große Vorteil der Multibandtechnik beziehungsweise einer festsitzenden Zahnspange ist, dass die gewollte Zugwirkung die ganze Zeit ohne Unterbrechung besteht. Nach jedem Spannvorgang verspürt der Patient allerdings für wenige Tage Schmerzen, die durch die neue Zugbelastung entstehen.
Durch die Multibrackets kann die Schleimhaut irritiert werden, so dass sich unter anderem Aphthen entwickeln können. Kunststoffbrackets können Verfärbungen von außen annehmen, z.B. durch Rauchen oder Nahrungsmittel. Keramikbrackets dagegen haben den Nachteil, dass man sie nur schwer wieder von der Zahnoberfläche ablösen kann.
Bei einer Zahnspange in Multibandtechnik sollte man aufgrund der erhöhten Möglichkeit, dass sich Speisereste in den Anteilen der Zahnspange und an den Rändern festsetzen, eine besonders gute und regelmäßige Mundhygiene durchführen, da eine erhöhte Kariesgefährdung gegeben ist. Zudem sollte man mit einigen Nahrungsmitteln vorsichtig sein, so können harte Speisen die Multibandtechnik-Zahnspange schädigen, während besonders klebrige Speisen eher dort haften bleiben. In manchen Fällen können sich Bestandteile wie Drähte an einer Stelle lösen und störend in die Schleimhaut ragen, meist ist aber ein Zurückstecken durch Patient oder Zahnarzt problemlos möglich.
Zahnfehlstellungen können durch Multibrackets dauerhaft korrigiert werden. Die Spannungsdrähte üben einen ständigen Druck auf die Zähne aus (auch in der Nacht), der nicht zu groß ist. Ob allerdings eine Fehlstellungs-Korrektur durch Zahnspange in Multibandtechnik sinnvoll ist, entscheidet der Kieferorthopäde gemeinsam mit dem Patient (oder den Eltern des Patienten bei Minderjährigen).
Letzte Aktualisierung am 12.07.2022.