Das Auftreten von Fehlstellungen des Kiefers oder der Zähne kann verschiedene Ursachen haben. Die Gründe hierfür sind entweder angeboren - oder aber sie lassen sich durch schlechte Gewohnheiten wie das kindliche Daumenlutschen erklären. Eine normale Stellung des Kiefers und der Zähne ist die Voraussetzung für eine unproblematische Nahrungsaufnahme sowie eine gute Artikulation. Verschiedene Einflüsse können jedoch dafür sorgen, dass sich eine Zahn- oder Kieferfehlstellung entwickelt.
Wenn sich beispielsweise zwischen den unteren und den oberen Frontzähnen eine Lücke befindet, orientiert sich die Zunge im Mund beinahe immer dorthin. Beim Schlucken drückt sie dann nicht gegen den Gaumen, sondern zwischen bzw. gegen die Zähne. Die Zunge hat eine starke Kraft im Mund eines Menschen, sodass die Zähne durch die Aktivität der Zunge in der Folge immer weiter auseinandergefächert werden. Auf diese Weise lässt sich eine Zahnfehlstellung erklären, die von Experten als offener Biss bezeichnet wird.
Natürlich gibt es noch viele weitere Ursachen für Zahnfehlstellungen. Beispielsweise sind die Sauger von Kinderflaschen meist nicht optimal an den Mund und den Kiefer angepasst. Besser ist es, die Säuglinge möglichst lange zu stillen. Weitere Ursachen für Zahnfehlstellungen können Karies an den Milchzähnen, aber auch Unfälle sein, bei denen Zähne verloren gehen.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Gewisse schlechte Angewohnheiten lassen sich schon im Kindesalter beseitigen. Hierbei können schon Vorschulkinder beim Verlernen schädlicher Angewohnheiten therapeutisch begleitet werden. Auf diese Weise lassen sich Zahnfehlstellungen verhindern oder wenigstens positiv beeinflussen.
Möchte man dem Kind beispielsweise das Daumenlutschen abgewöhnen, kann der Einsatz von Mundvorhofplatten empfehlenswert sein, die wie ein Schild zwischen Zähnen und Lippen liegen. Diese Mundvorhofplatten erinnern an eine Art Schnuller ohne Nuckelstück. Hiermit kann der Kieferbogen physiologisch geformt werden. Für den korrekten Einsatz solcher Mundvorhofplatten ist ein Kieferorthopäde oder Zahnarzt der richtige Ansprechpartner.
Im Alltag lässt sich bei der Lebensführung einiges dafür tun, um einer Kiefer- oder Zahnfehlstellung vorzubeugen. Zu den (selbstverständlichen) Maßnahmen gehört die ausreichende und regelmäßige Zahnpflege sowie die richtige und ausgewogene Ernährung, welche Schäden an den Zähnen verhindern kann. Ebenso ist eine regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt notwendig.
Stellen Eltern eine Fehlstellung der Zähne bei ihren Kindern fest, sollten sie in absehbarer Zeit einen Kieferorthopäden aufsuchen. Denn je später die Korrektur der Zähne erfolgt, umso schwieriger wird diese. Immerhin ist in Deutschland etwa die Hälfte aller Kinder von diesem Problem betroffen. Der Kieferorthopäde passt eine lockere oder feste Zahnspange zur Korrektur der Zähne an, wobei vielfach beide Methoden aufeinander folgend zur Anwendung kommen. Mit der Behandlung, die etwa drei Jahre dauert, sollte etwa mit dem zehnten Lebensjahr begonnen werden. Dies kann jedoch im Einzelfall auch abweichen.
Im Erwachsenenalter lassen sich Angewohnheiten, die sich negativ auf die Zahnstellung auswirken, ebenfalls noch gut abstellen. Der erste Schritt ist es, dem Betroffenen schlechte Angewohnheiten bewusst zu machen. In dieser Hinsicht ist eine Zusammenarbeit mit dem Kieferorthopäden oder dem Zahnarzt sehr wichtig, der dem Betroffenen für die Zahnstellung ungünstige Angewohnheiten vor Augen führen wird.
Stress und dauerhafte Anspannung beispielsweise können zu nächtlichem Zähneknirschen führen, was wiederum zu Zahnproblemen und Fehlstellungen der Zähne führen kann. Mithilfe der Anpassung einer sogenannten Aufbissschiene lässt sich zunächst einmal der Druck auf das Kiefergelenk und die Zähne reduzieren. Neben dieser Behandlung im Mundraum gilt es aber, die Ursache für das Auftreten von Stress und Anspannung beim Betroffenen zu klären. Als besonders hilfreich haben sich in diesem Zusammenhang verschiedene Entspannungstechniken wie etwa die Progressive Muskelentspannung sowie gezielte Entspannungstechniken für den Mund-Gesichts-Bereich erwiesen. Diese Übungen müssen vom Betroffenen konsequent immer wieder im Alltag umgesetzt werden.
Eine möglichst frühzeitige Korrektur von Zahnfehlstellungen im Kindesalter ist insofern wichtig, weil sich im Lauf der Jahre das Gebiss weiter verschiebt und somit auch im Erwachsenenalter Zahnlücken entstehen können. Diese müssen ebenso geschlossen werden, wie Zahnlücken, die beispielsweise durch das Ziehen eines maroden Zahns entstanden sind. Geschieht das nicht, besteht die Gefahr, dass sich das Gebiss noch weiter verschiebt. Das wiederum kann sich auf den gesamten Kiefer und die Muskulatur auswirken.
Letzte Aktualisierung am 13.06.2017.