Die Zahnbettentzündung kann nicht nur zum Verlust der Zähne führen, sondern auch lebensbedrohlichen Erkrankungen Vorschub leisten. Eine gründliche Vorbeugung ist wichtig, eine effektive Behandlung heilt die Parodontitis, bevor größere Schäden am Zahnbett entstehen. Damit sinkt auch das Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Aktuelle Studien bestätigen dies.
Herr Dr. Schmidt, was ist die Ursache für Parodontitis?
Dr. Schmidt: Mangelnde Mundhygiene, sprich Zähneputzen, ist eine wichtige Ursache. Die Bakterien im Mundraum vermehren sich in diesem Fall massiv und lösen die Zahnbettentzündung aus. Wir unterscheiden die Gingivitis, die Zahnfleischentzündung, und die Parodontitis, die Entzündung des Zahnhalteapparates. Wird diese Entzündung chronisch, bildet sich im Lauf der Jahre das Zahnfleisch zurück und schädigt auf die Dauer den Kieferknochen.
Natürlich gibt es noch weitere Risikofaktoren, die Parodontitis auslösen können: Stress, Stoffwechselerkrankungen, Vitamin-Mangelerscheinungen oder Nikotinkonsum schwächen allgemein das Immunsystem und öffnen damit auch einer chronischen Zahnbettentzündung Tür und Tor.
Außerdem spielt vermutlich die genetische Veranlagung mit.
Welche Konsequenzen hat eine Parodontitis?
Dr. Schmidt: Eine neuere Studie vom Universitätsklinikum Heidelberg zeigt, dass beispielsweise erhöhter Blutdruck absinkt, wenn bei betroffenen Patienten eine Parodontitis erfolgreich behandelt wurde. Der Zusammenhang ist also erwiesen. Aus den Entzündungsherden im Zahnfleisch gelangen Bakterien auch in die Blutbahn und damit in andere Körperregionen. Mediziner sehen hier Mitauslöser für Gefäßverkalkung, Herzinfarkte oder Diabetes.
Sind bestimmte Altersgruppen besonders betroffen?
Dr. Schmidt: Die Mehrheit der Parodontitis-Patienten sind über 35 Jahre alt. Drei von vier Erwachsenen erkranken mindestens einmal im Leben an der Zahnbettentzündung. Im Anfangsstadium wird sie kaum bemerkt.
Woran lässt sich eine Parodontitis erkennen?
Dr. Schmidt: Ein klassisches Symptom ist Zahnfleischbluten beim Zähneputzen. Im nächsten Stadium ist das Zahnfleisch gerötet und stellenweise geschwollen. Schmerzen stellen sich erst im nächsten Schritt ein.
Wie verläuft eine Behandlung und wie werden die schädlichen Bakterien ausgeschaltet?
Dr. Schmidt: Schritt für Schritt werden bei einer Parodontitis die Plaques (Zahnbeläge) entfernt. Anschließend werden die in diesen Fällen stark vergrößerten und tief reichenden Zahnfleischtaschen gereinigt, die größten Brutstätten für die Bakterien.
Das Abkratzen der Plaques innerhalb dieser Taschen ist mühsame Millimeterarbeit mit speziellen Werkzeugen. Dieser Behandlungsschritt ist sehr anstrengend für den Zahnarzt und schmerzhaft bis unangenehm für den Patienten. Manchmal sind dabei Verletzungen der Zahnwurzel-Oberfläche oder des Zahnfleisches unvermeidbar.
Gibt es eine etwas schonendere und einfachere Methode dafür?
Dr. Schmidt: Eine Möglichkeit einer Parodontitis-Behandlung ist die Ultraschall-Curettage der Zahnfleischtaschen, das sogar einen operativen Eingriff ersparen kann. Die tiefersitzenden Zahnbeläge können auch per Laser entfernt werden. Leider bezahlen die Krankenkassen diese Behandlungsart nicht.
In schweren Fällen werden Antibiotika und desinfizierende Mundspülungen eingesetzt, um Infektionen vollständig auszuheilen oder Neuinfektionen zu verhindern.
Welchen Schutz gibt es vor Parodontitis?
Dr. Schmidt: Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose. Eine Parodontitis verläuft im Anfangsstadium sehr langsam und schmerzlos. Nur eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung verhindert, dass sie sich weiter ausbreitet und fortschreitet. Gründliche Zahnpflege ist die beste Vorbeugung. Besonders an den Backenzähnen sollten neben der Zahnbürste auch Zahnseide und spezielle Bürsten für die Zahnzwischenräume eingesetzt werden, um größere Plaque-Ansammlungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
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Dr. med. dent. Jochen Schmidt
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Letzte Aktualisierung am 25.04.2017.