Jeder Dritte soll es tun und viele bemerken viel zu spät, dass sie selbst betroffen sind. Die Rede ist vom nächtlichen Zähneknirschen im Schlaf. Meist äußert sich der Stressabbau im Bett lediglich durch indirekte Symptome wie Muskelverspannungen des Kiefers, Kopf- und Nackenschmerzen. Wer mit einem Partner zusammen schläft, wird eventuell etwas früher darauf aufmerksam gemacht, dass er nachts seine Zähne mit einer Kraft von bis zu 400 Kilogramm aufeinander reibt. Dementsprechend klingt das dann auch. Und dementsprechend schlimm sind oft die Folgen. Denn die Zähne werden durch das allnächtliche Knirschen häufig stark geschädigt. Der Zahnarzt erkennt dies in aller Regel auf den ersten Blick. Der jährliche Besuch macht also einmal mehr richtig Sinn.
Wenn stressbedingtes Knirschen als Ursache für die Beschwerden und Zahnschädigungen ausgemacht ist, passt der Zahnarzt häufig eine Aufbissschiene beziehungsweise eine „Relaxierungsschiene" aus Kunststoff an, die die Zähne des Unterkiefers bedeckt und somit vor weiterem Abrieb durch Knirschen schützt. Die Schiene wird mittels Kieferabdruck individuell angefertigt, leider aber nicht immer von der Krankenkasse bezahlt. Damit wären aber zumindest die Symptome bekämpft.
Doch was ist mit den Ursachen? Häufig ist es tatsächlich nicht verarbeiteter Stress, der zum Knirschen führt. Wer tagsüber viel herunterschluckt und seinem Ärger wenig Luft macht, zerkaut die Probleme im wahrsten Sinne des Wortes in der Nacht und schadet sich damit umso mehr. Stressauslöser erkennen und beseitigen ist daher eine einfach klingende, in der Praxis wohl aber eher schwierige, Methode, das nächtliche Mahlwerk zu stoppen. Ein wirkungsvoller Weg kann es sein, sich tagsüber Zeit frei zu räumen, um nachzudenken und stressauslösende oder ärgerliche Situationen zu verarbeiten. Das kann zum Beispiel beim Warten im Supermarkt, an der Bushaltestelle oder im Verkehrsstau sein.
Faustregel: Gegen Stress hilft, was entspannt. Für jeden kann eine andere Methode des Stressabbaus die richtige sein. Die einen treiben Sport bis zum Umfallen, andere legen sich mit einem guten Buch und dem Duft von Räucherstäbchen in die heiße Wanne, wieder andere gehen zur Massage oder in die Sauna. Wichtig ist, dass man sich nicht davor fürchtet, im Zweifel einen Profi aufzusuchen und sich helfen zu lassen. Denn nächtliches Zähneknirschen ist zwar eine besonders unangenehme, nicht aber die einzige Folge eines stressigen Lebenswandels.
Viele Menschen kommen spät von einem aufreibenden Tag nach Hause und lassen sich völlig übermüdet ins Bett fallen. Genau darin liegt aber oft der größte Fehler. Eine Zeit in der Wachphase zur aktiven Verarbeitung des Erlebten sollte in jedem Fall dem Schlafengehen voran gestellt werden. Und wenn es nur einige Minuten sind. Ein Insichgehen im Wachzustand ist wesentlich gesünder als das Zerkauen des Ärgers im Schlaf und trägt dazu bei, dass die wohlverdiente Nachtruhe ohne Belastungen und ganz entspannt über die Bühne geht. Je ausgeglichener man ins Bett geht, desto bessere Chancen hat man auf einen entspannten und entspannenden Schlaf. Und am nächsten Morgen fühlt man sich auch viel ausgeruhter - so ganz ohne Nacken- und Kopfschmerzen vom vielen Knirschen.
Letzte Aktualisierung am 18.10.2010.