Eine echte Allergie sollte immer zum Austausch des Zahnersatzes oder der Zahnprothese führen. Auf diese Weise wird die allergieauslösende Substanz (das Allergen) herausgenommen und kann dann nicht mehr auf den Organismus einwirken und Reaktionen hervorrufen.
Unverträglichkeitsreaktionen im Mundraum sind jedoch Verdachtsmomente. Die Vermutung allein ist zu wenig, um gleich auf eine Allergie auf Zahnersatz zu schließen. Bevor alle Füllungen, Kronen und Prothesen entfernt oder ersetzt werden, sollte genaue Ursachenforschung betrieben werden. Auch andere Ursachen, von denen viele häufiger als Allergien auftreten, lösen dieselben Symptome aus. Oftmals reichen dann andere Behandlungsmethoden ohne eine Entfernung des Zahnersatzes aus.
Im Wesentlichen kommen folgende anderen Ursachen in Frage, wenn ein Zahnersatz (tatsächlich oder vermeintlich) nicht vertragen wird. Diese müssen gegebenenfalls ausgeschlossen werden.
Eine mechanische Belastung kann bei schlechtem Sitz oder schlecht angepasstem Zahnersatz bestehen (z.B. wenn die Zahnreihen nicht aufeinanderpassen).
Metall-Ionen lösen sich aus dem Zahnersatz-Material und belasten unter anderem Mundschleimhaut und Zähne.
Andere Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen, hormonelles Ungleichgewicht, Mundtrockenheit oder Entzündungen können zu Beschwerdebildern im Mundraum führen, die denen einer Unverträglichkeit ähneln.
Viele Probleme in der Mundhöhle hängen mit Stress und psychischen Störungen oder Belastungen zusammen. Stress schwächt den gesamten Organismus und damit die körpereigenen Abwehrkräfte. Dadurch kann es zu vielerlei Folgeerscheinungen, wie beispielsweise einer Entzündung, kommen. Mit zu den psychogenen Faktoren gehört das nächtliche Zähneknirschen, Zungen- oder Kieferpressen (Bruxismus). Durch die Fehlbelastung des Gebisses kann der Patient diverse Beschwerden entwickeln, die er möglicherweise als Allergie deutet. Oft weiß der Patient gar nicht, dass er unter Bruxismus leidet und schließt diese Möglichkeit von vornherein aus.
Auch durch kleinste wunde Stellen in der Mundschleimhaut können Viren und Bakterien eindringen. Das kann zu schmerzhaften Schwellungen und Geschwüren führen. Der Zahnarzt führt bei Hinweisen auf eine gestörte Mundflora einen Bakterientest durch.
Mundsoor ist eine durch Hefepilze hervorgerufene Infektion. Der Pilz kann sich auf den Innenseiten der Wangen und Lippen, in Ausnahmefällen auch auf der Zunge, ansiedeln. Charakteristisch sind weiße Beläge und gerötete Schleimhaut im befallenen Bereich. Die Entstehung einer Candida-Infektion kann oft als Reaktion auf bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Antibiotika, beobachtet werden. Ein Antikörpertest beim Hausarzt oder Allergologen gibt Gewissheit.
Sollten neben einer schmerzhaften Symptomatik beim Kauen geschwollene Lymphknoten sowie Kopf-, Glieder- und Halsschmerzen auftreten, ist es ratsam, sich beim Hausarzt auf Mumps untersuchen zu lassen.
Entfernt werden sollte der Zahnersatz auf jeden Fall dann, wenn zwei Punkte erfüllt werden:
Der Zahnersatz kann durch Materialien ersetzt werden, die vom Patienten vertragen werden. Dies können beispielsweise Keramik oder Kunststoffe sein. Der Eingriff, um das Material auszutauschen, ist mit einem hohen Aufwand verbunden.
Empfehlenswert ist außerdem die Multielementanalyse des Speichels. Dabei wird die Schwermetallbelastung in der Mundhöhle bestimmt, welche sehr aussagekräftige Ergebnisse liefern kann.
Falls die Ursache der Beschwerden nicht abgeklärt werden kann, hat der Patient die Möglichkeit, die Zahnprothese auf seinen Wunsch nach eingehender Besprechung mit dem Zahnarzt entfernen zu lassen. Die Kosten müssen in solchen Fällen vom Patienten selbst getragen werden. Der Zahnarzt wird den Patienten auch über das Risiko aufklären, dass mit dieser Entscheidung einhergeht: Bei überwiegend psychisch bedingten Beschwerdebildern bringt der Austausch des Zahnersatzes schlimmstenfalls keine Besserung.
aktualisiert am 07.03.2017