Ein stark beschädigter Zahn, sei es durch Karies oder einen Unfall, erforderte bisher Geduld. Der Weg zur neuen Krone war oft mühsam und zog sich über mehrere Termine. Auf den meist als unangenehm empfundenen Abdruck mit einer Silikonmasse folgte das Tragen eines Provisoriums, bevor nach Tagen oder gar Wochen im Dentallabor der fertige Zahnersatz eingesetzt werden konnte. Diese zeitaufwendige Prozedur gehört in vielen modernen Zahnarztpraxen der Vergangenheit an. Ein computergestütztes Verfahren namens CEREC (CEramic REConstruction) ermöglicht die komplette Versorgung mit Inlays, Teilkronen oder Kronen in nur einer einzigen Behandlungssitzung. Was wie ein Versprechen aus der Zukunft klingt, ist längst klinischer Alltag.
Der wohl auffälligste Vorteil für Patienten ist die enorme Zeitersparnis. Die gesamte Behandlung, von der Präparation des Zahns bis zum Einsetzen der fertigen CEREC-Krone, geschieht an einem einzigen Vormittag oder Nachmittag. Mehrfache Anfahrtswege zur Praxis, wiederholte Betäubungsspritzen und das Tragen eines oft als störend empfundenen Provisoriums entfallen komplett.
Ein zentraler Aspekt ist dabei der abdruckfreie Zahnersatz. Anstelle der klassischen Abdruckmasse, die bei vielen Patienten einen Würgereiz auslöst oder als beklemmend wahrgenommen wird, kommt ein hochpräziser Intraoralscanner zum Einsatz. Dr. med. dent. Günter Fritzsche, ein erfahrener Anwender der digitalen Zahnmedizin aus Hamburg und Pionier in diesem Bereich, sieht hierin einen klaren Fortschritt für die Patienten. "Die 3D-Kamera erfasst die Situation im Mund digital und absolut präzise in wenigen Augenblicken", erklärt Dr. Fritzsche. "Diese Daten sind die unmittelbare Grundlage für die gesamte weitere Planung, ohne dass der Patient zähflüssige Massen im Mund ertragen muss." Diese digitale Abformung ist nicht nur komfortabler, sondern oft auch genauer als das traditionelle Verfahren.
Doch wie entsteht die Krone in so kurzer Zeit? Nach dem digitalen Scan der Zahnsituation – der optischen Abformung mittels Kamera – werden die Daten direkt an einen Computer übertragen. Dort konstruiert der Zahnarzt am Bildschirm die passgenaue Restauration. Diese Phase wird als CAD (Computer-Aided Design) bezeichnet.
Der Behandler kann den Zahnersatz virtuell modellieren, die Kontaktpunkte zu den Nachbarzähnen justieren und den Biss exakt einstellen. Sobald das Design finalisiert ist, sendet der Computer den Datensatz an eine separate Fräseinheit, die sich oft im selben Behandlungsraum befindet. Diese CAM-Einheit (Computer-Aided Manufacturing) fräst die Krone, das Inlay oder Onlay hochpräzise aus einem industriell gefertigten Keramikblock. Dieser Vorgang dauert, je nach Größe und Komplexität der Restauration, oft nur zwischen 10 und 20 Minuten. Während die Maschine arbeitet, kann der Patient kurz entspannen.
Beim Material setzt das CEREC-Verfahren auf Hochleistungskeramik, meist Feldspat- oder Glaskeramik, in manchen Fällen auch Zirkonoxid. Diese Vollkeramik ist metallfrei und dadurch besonders biokompatibel; allergische Reaktionen oder metallische Geschmacksirritationen sind nahezu ausgeschlossen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ästhetik. Keramik imitiert die Lichtbrechung und Transluzenz des natürlichen Zahnschmelzes besser als fast jedes andere Material. Dunkle Ränder am Zahnfleisch, wie sie bei älteren Metallkeramikkronen im Laufe der Zeit auftreten können, gibt es bei dieser Methode nicht.
Die Keramikblöcke sind in verschiedensten Farbnuancen und Transluzenzstufen verfügbar, sodass der Zahnersatz exakt an die umgebenden Zähne angepasst werden kann. Nach dem Fräsen wird die Restauration oft noch manuell durch den Zahnarzt oder Zahntechniker individualisiert, poliert und in einem speziellen Ofen kristallisiert oder glasiert. Dies verleiht der Keramik die endgültige Härte und die natürliche Anmutung.
Die Technologie eignet sich nicht nur für vollständige Kronen, die einen Zahn komplett umfassen. Auch kleinere bis mittlere Defekte lassen sich damit ideal versorgen. Dazu gehören Inlays (Einlagefüllungen, die im Zahn liegen) oder Onlays und Teilkronen, die größere Teile der Kaufläche ersetzen. Die computergestützte Fertigung sorgt für eine herausragende Passgenauigkeit, was die Ränder zwischen Zahn und Keramik minimiert. Ein dichter Randschluss ist wichtig, um das Risiko für eine erneute Kariesbildung zu verringern.
Die Langlebigkeit der Keramikrestaurationen ist wissenschaftlich gut belegt und steht konventionell im Labor gefertigtem Zahnersatz in nichts nach. Ob das Verfahren im individuellen Fall anwendbar ist – beispielsweise bei sehr tief unter dem Zahnfleisch liegenden Defekten oder für bestimmte Brückenkonstruktionen – muss der behandelnde Zahnarzt nach einer gründlichen Untersuchung entscheiden.
Die CEREC-Methode stellt eine moderne Alternative zur klassischen Kronenversorgung dar. Sie verbindet digitale Präzision, hervorragende Ästhetik und bewährte Materialverträglichkeit mit einem für den Patienten sehr komfortablen und schnellen Behandlungsablauf. Die Möglichkeit, eine Zahnarztpraxis nach nur einem Besuch mit einer fertigen, langlebigen Keramikversorgung zu verlassen, definiert die Erwartungen an modernen Zahnersatz neu.
Letzte Aktualisierung am 13.11.2025.