Entwickelt wurde das All-on-4-Behandlungskonzept für bestimmte Patientengruppen im Jahr 1993 von Prof. Paulo Mal (Malo Clinic) in Lissabon. Das „All on 4 Protocol“ beschreibt ein standardisiertes Verfahren, um Patienten mit einem Sofort-Zahnersatz innerhalb eines Tages zu versorgen. Interessant ist diese Vorgehensweise für Personen,
Eine Altersgrenze für die Behandlung gibt es nicht, sie kommt auch für Senioren mit ausreichend stabilem Gesundheitszustand in Frage.
Durch das minimal-invasive Verfahren können auch Personen, die Blutverdünner einnehmen, den Eingriff bedenkenlos vornehmen lassen.
An vier Implantaten im Kiefer wird eine feste Brücke mit 12 Zähnen befestigt. Die jeweils hinteren Implantate werden in einem schrägen Winkel im Kieferknochen platziert. Daher ist es selbst bei wenig Knochenvolumen möglich, eine feste Verankerung für die Brücke herzustellen. So wird auch weniger Druck auf Nervenausgänge und Kieferhöhle ausgeübt. Ein Knochenaufbau ist bei dieser Methode unnötig.
Die Brücke wird bereits wenige Stunden nach dem Einsetzen der Implantate verschraubt und ist sofort belastbar. So erhalten Patienten an nur einem Behandlungstag ein schönes, festes und funktionales Gebiss.
Auf Patientenwunsch arbeiten die Zahnchirurgen mit lokaler Betäubung, Analogsedierung (Dämmerschlaf) oder Vollnarkose.
Vor dem Eingriff sind eine gründliche Beratung und Untersuchungen notwendig. Eine gründliche Anamnese ist dabei ebenso wichtig wie dreidimensionale Röntgenbilder und eine exakte Vorbereitung. Zähne, die nicht mehr erhalten werden können, müssen gezogen werden, um Platz für die Implantate und die Brücke zu schaffen.
Nach Einsetzen der Implantate wird auf diesen zunächst ein Provisorium verschraubt. Sobald sich die Implantate gesetzt haben und eingeheilt sind - dies dauert in der Regel etwa drei bis sechs Monate - wird das Provisorium durch die endgültige Brücke ersetzt.
Durch die relativ geringe Anzahl von Implantaten und die Kürze der Behandlung insgesamt lassen sich Kosten einsparen.
Besondere Implantatoberflächen ermöglichen ein schnelles Einheilen (Osseointegration) ohne Komplikationen.
Wunde, entzündete Kiefer sollen ebenfalls der Vergangenheit angehören. Ebenso die Verwendung von Haftcremes oder Gaumenplatten, die kein genussvolles Essen mehr zulassen.
Unter herkömmlichen Prothesen tritt durch die ungleichmäßige Kieferbelastung eine Knochenrückbildung ein. Sie geht mit ästhetischen und funktionalen Nachteilen einher. Diese bleiben bei All-on-4® aus.
Mittlerweile existieren ausreichend viele Langzeitstudien über zehn Jahre hinweg. Die „Überlebensrate“ der Implantate liegt zwischen 95,5 und 100 Prozent. Die Gesamterfolgsrate bei den Patienten von 93 Prozent spricht für sich selbst.
Mangelnde Mundhygiene führt zu Entzündungen – doch dieses Risiko gilt für alle Implantate. Größere Probleme können entstehen, wenn das Provisorium zu früh belastet wird. Die künstlichen Zahnwurzeln benötigen Zeit, um einzuheilen und sich fest mit dem Kieferknochen zu verbinden.
Starke Raucher und Personen mit schweren Kiefer- oder Zahnfleischerkrankungen neigen eher zu Komplikationen als andere Patienten.
Mögliche Grenzen der Methode liegen in mangelnder Stabilität der Kieferknochen. Dies ist der Fall, wenn etwa durch länger zurückliegenden Zahnverlust der Knochen bereits stark atrophiert (zurückgebildet) ist.
Der Eingriff selbst erfordert sehr exaktes Arbeiten, Feingefühl und Erfahrung vom Chirurgen. Eine Spezialausbildung und Zertifizierung in diesem Bereich sind notwendig.
Zwischen 8.000 und 16.000 Euro kostet die All-on-4-Methode je Kiefer! Krankenkassen beteiligen sich nur mit einem Festzuschuss für Zahnersatz, der bei diesen Beträgen kaum zu Buche schlägt: Dies wären maximal 75 Prozent des Kostenzuschusses für die medizinisch notwendige Regelversorgung – je Kiefer sind das maximal etwa 600 Euro.
Jede Operation, zumal unter Vollnarkose, birgt bestimmte Risiken, über die die Chirurgen vorab aufklären. Blutergüsse und Schwellungen bilden sich häufig, sollten aber nach etwa einer Woche abgeklungen sein. In dieser Phase kühlen die Patienten den Kiefer und verzichten auf körperliche Anstrengung. Fäden werden nach sieben Tagen gezogen, drei Wochen später wird das Provisorium erstmals zur Reinigung in der Zahnarztpraxis abgenommen.
Je nach Fortschreiten des Heilungsprozesses wird die endgültige Prothese nach drei bis sechs Monaten eingesetzt. Anschließend sind drei Reinigungstermine im Jahr beim Zahnarzt notwendig. Gründliche und regelmäßige Kontroll- und Pflegetermine sind die Grundlage für die Haltbarkeit von Implantaten.
ZM online, Bernd Quantius – Die All-on-4-Methode: Evidenz, Möglichkeiten und Grenzen: https://www.zm-online.de/archiv/2018/13/zahnmedizin/die-all-on-4-methode-evidenz-moeglichkeiten-und-grenzen/seite/alle/ (online, letzter Abruf: 14.12.2021)
ZMK Zahnheilkunde Management Kultur, Prof. Dr. Christian Mehl; Dr. Sönke Harder – „Feste dritte Zähne“ an einem Tag – ein Fallbericht: https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/implantologie/story/feste-dritte-zaehne-an-einem-tag--ein-fallbericht__1164.html (online, letzter Abruf: 14.12.2021)
aktualisiert am 14.12.2021